Der Isländer liebt sein Schwimmbad
Wenn man in die Kultur und Lebensgewohnheiten Islands (im wahrsten Sinne des Wortes) eintauchen will, gehört ein Besuch im Schwimmbad einfach dazu.
Das ist hier nicht nur eine sportliche und spaßige Einrichtung, sondern vor allem eine soziale. Hier treffen sich Familien, Freunde und Kumpels, um gemütlich im 38 Grad-Becken zu liegen und gemeinsam zu chillen.
Es gibt auch Schwimmbecken, die meist nur 25m lang sind, aber da halten sich nur sportliche Streber auf. Und erstaunlich viele Rentner, die sich fit halten.
In einem Land knapp unter der Polargrenze denkt man jetzt natürlich an Hallenbäder – weit gefehlt! Es sind FREIbäder!
In jedem noch so kleinem Örtchen gibt es einen dampfenden Pool, den man schon von weitem durch die aufsteigenden Dunstschwaden identifizieren kann.
Was sich wie energetischer Wahnsinn anhört, ist hier eine sehr umweltfreundliche Sache. Denn die Becken sind nicht ’normal‘ beheizt, sondern man verwendet das heiße Wasser, das es auf der Insel überall gibt – es ist praktisch ‚umsonst‘, es wird in Mischbecken lediglich auf eine einheitliche Temperatur gebracht.
Trotz allem muss man sich überwinden, ins Becken zu hüpfen, denn bei Minus 12 Grad erscheint einem der Weg von der Umkleidekabine zum Becken endlos.
Gestern hatte eine Schulklasse Schwimmunterricht und der Lehrer stand eingemummt eingemummt am Beckenrand und hat Anweisungen zugerufen; erstaunlicherweise scheint die Lehrersprache oder vielmehr die Intonation universal verständlich zu sein. Es war klar, welche Jungen Blödsinn machen und welche Mädchen sich drücken wollen. Andre war der schlimmste, er musste sogar das Becken verlassen 😂
Duschpflicht mit Kontrolle
Vorher muss nämlich lauwarm geduscht werden und ein Plakat erklärt einem, an welchen Stellen man sich mit der kostenlosen Seife gründlich gewaschen werden muss. Dass das kein Spaß ist, erkennt man spätestens an den ‚Bademeistern‘, die extra dafür da sind, um zu kontrollieren, dass das auch gemacht wird. Das ist für Touristen etwas befremdlich, aber auch hier helfen Hinweisschilder in allen möglichen Sprachen: ‚Die Dusche muss nackt betreten werden. Bitte waschen Sie sich gründlich mit Seife‘.
Quelle: Alda Sigmundsdóttir / Megan Herbert: Das kleine Buch über die Isländer, Reykjavík 2014
Das Ganze hat den Hintergrund, dass das Wasser so natürlich wie möglich bleiben soll und man wenig Chlor verwenden will.
Naturbäder
Für Fortgeschrittene und Hartgesottene gibt es auch noch Naturbäder. Die können ‚professionell‘ sein wie die berühmte blaue Lagune bei Reykjavik oder das Myvatn Naturbad,
oder auch irgendwelche Becken oder Löcher in der Landschaft.
Hier ist das Badegefühl ganz anders, es werden keine Chemikalien verwendet und es riecht schwefelig nach faulen Eiern.
Das berühmt-berüchtigste Naturbad ist momentan wohl das in einer Höhle in der Nähe des Myvatn Sees.
Es diente als Game of Thrones – Kulisse und darin verlor Jon Snow seine Unschuld mit Ygritte. Seit zwei Jahren darf man darin allerdings nicht mehr baden, da die Temperatur angestiegen ist und es schlichtweg zu heiß ist. Kein Wunder…ich meine Jon Snow saß darin 😂😂😂😂😂
Die Bilder sind im August 2016 entstanden. Ich werde aktuelle Bilder nach und nach ergänzen.