Deutsche in Island

Vor einigen Jahren habe ich einen Roman gelesen, der davon handelte, dass zwei junge Frauen nach dem Zweiten Weltkrieg gemeinsam mit anderen angeworben wurden, um in Island als Landarbeiterinnen zu arbeiten. Die eine verliebte sich in ihren Dienstherren und blieb, die andere dagegen war von Heimweh geplagt.

Diese Geschichte beruht tatsächlich auf wahren Begebenheiten. Nach dem Krieg war es für ledige Frauen schwierig. Sie haben zwar während der Kriegsjahre gearbeitet und selbstständig Entscheidungen getroffen, aber nach Mai 1945 mussten sie wieder zurück in ihre rechtlich und sozial untergeordnete Rolle. Das bedeutet, dass sie wieder einen männlichen Vormund in Form eines Ehemann oder männlichen Verwandten brauchten. Aufgrund der vielen Gefallenen herrschte aber ein Männermangel.

In Island war es gerade andersherum: Es wurden Ehefrauen benötigt und so offerierte man den Damen eine Stelle als Landarbeiterin auf abgelegenen Farmen, in der Hoffnung, dass sich mehr entwickelte. Ungefähr 120 Frauen wagten das Abenteuer und bestiegen das Schiff, das sie in das für sie unwirtliche Land brachte.

Warum mir das wieder einfällt?

Ich habe gestern im Wollgeschäft Folde-Anna Wolle gekauft, weil nach der Fair-Isle-Technik möchte ich nun die isländischen Muster ausprobieren (ja, es kündigt sich ein zweiter Blogbeitrag ‚brittabastelt‘ an😃). Beim Bezahlen erkannte Anna, eine ca 70 – jährige Frau, meine deutsche Raiba – Karte. Sie erzählte mir, dass ihre Mutter Deutsche ist.

Heute Nacht erinnerte ich mich an die Geschichte. Da es heute in Strömen regnete und meine Lust, mich in der Natur herumzudrücken eher gleich Null war, ging ich heute zurück in den Laden, um

1. Anna zu fragen, warum meine Socke, die ich zu stricken begonnen habe, die Ausmaße eines Pullovers annimmt und

2. nachzufragen, ob sie von den Landarbeiterinnen gehört hat.

Und tatsächlich: Annas Mutter war eine von den 120 Frauen. Es sind fünf Frauen in der Akureyri-Bucht gelandet und tatsächlich auch alle geblieben! Annas Mutter hatte insofern Glück, als dass ‚ihr‘ Bauer Deutsch konnte, weil er vor dem Krieg zwei Jahre in Deutschland lebte. So fiel die Kommunikationshürde ‚Isländisch‘ weg.

Auch heute noch

Der Nordlicht – Tourguide hat erzählt, dass viele deutsche Mädchen nach Island kämen, um auf den hiesigen Pferdehöfen zu arbeiten. Er sagte auch, dass erstaunlich viele von ihnen bleiben würden, meist als Partnerin/Ehefrau vom Sohn des Pferdehofbesitzers. Den unanständig Witz, den er machte, erspare ich euch jetzt…..man kann es sich denken 😉

4 Kommentare zu „Deutsche in Island

  1. Interessant!
    Ja, von den Pferde-Mädels kenne ich einige…
    Meine beste Kindergarten-Freundin war übrigens auch Isländerin, ging aber mit 5 schon wieder zurück. Leider ist der Kontakt sehr schnell abgebrochen. Jetzt überlege ich natürlich, ob sie eine Landarbeiter-Enkelin war und ihre Eltern einfach mal Deutschland kennenlernen wollten.
    Und, gab es solche Geschichten nicht auch mit anderen Inseln??? Irgendwas schwirrt mir da im Kopf herum.

    Gefällt 1 Person

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