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[English version below]

Heute, am 11.11. um 11 Uhr vor 100 Jahren schwiegen die Waffen…

Nach vier Jahren Krieg hatte das sinnlose Morden des Ersten Weltkriegs endlich ein Ende.

Heute ist der Tag, an dem viele Menschen in England, Frankreich, Russland und Deutschland (und vielen anderen Ländern) den Millionen gefallenen Soldaten gedenken.

Seit einigen Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema, habe Museen und Gedenkstätten in England, Frankreich und Belgien besucht. Egal wie viel man über diesen Krieg liest, die Fassungslosigkeit ob der Sinnlosigkeit des Geschehens bleibt so groß wie am ersten Tag.

Ich kann es nur jedem empfehlen, folgende Orte zu besuchen:

VERDUN

Nirgends hat diese ‚Urkatastrophe unseres Jahrhunderts‘ die Landschaft so dauerhaft geprägt wie hier. Egal wohin man blickt, sieht man die inzwischen von Gras überwachsenen Granatenkrater und die Vertiefungen ehemaliger Schützengräben. Sowohl das hart umkämpfte Fort Douaumont als auch das Fort Vaux sind heute zugänglich und ein beeindruckender Audio-Visio-Guide erläutert eindrücklich den Kampf um und das Leben in den Forts.

Im ‚Gebeinhaus‘ wird der vielen Toten gedacht und ein Dokumentationsfilm im Keller macht das Kampfgeschehen noch deutlicher.

Für mich der bedrückendste Ort ist der Bajonettgraben. Hier wurden Soldaten genau in dem Moment verschüttet, nachdem sie das Bajonett aufpflanzten und angreifen wollten. Noch immer bilden die aus dem Boden schauenden Bajonette ein Mahnmal des Grauens.

Eine besondere Reise war 2015, als ich diesen Ort ca 30 Schülern und 5 Kollegen zeigen durfte. Auf freiwilliger Basis waren wir außerhalb der Schulzeit am Wochenende unterwegs – ein Zeichen, dass sich Jugendliche durchaus für Geschichte interessieren!

YPERN

‚In Flanders fields the poppies blow…‘ lautet die erste Zeile eines englischen Gedichts. Britische Soldaten kämpften hier an der Seite ihrer französischen Allierten, trotzten dem Regen und Schlamm, hielten tapfer durch bis im Entscheidungsjahr 1917 die Amerikaner kriegsentscheidend in den europäischen Krieg eingriffen. Noch heute spricht man vom „Great War“, denn so etwas hat Europa vorher noch nie gesehen.

In der Stadt selbst ist der Krieg auch 100 Jahre später noch präsent: Jeden Abend wird der Zapfenstreich geblasen und es kommen Angehörige aus der ganzen Welt, um einen Kranz niederzulegen.

Das Museum ‚In Flanders Fields‘ ist eins der besten, das ich zu dem Thema gesehen habe. Die (mediale) Aufbereitung ist gigantisch und kein Besucher verlässt es unberührt. Besonders ist, dass alle Seiten gleichwertig dargestellt werden, ohne undifferenziert zu urteilen.

Als ich hier im Jahre 2014 mit meiner Schwester war, haben wir in einer Datenbank ‚Alois Fischer‘ aus Osterzell entdeckt. Recherchen ergaben, dass das mein Großgroßonkel war, Namensgeber meines Großvaters. Ein Gänsehautmoment, dass er so weit entfernt von seiner Heimat nach vier Jahren an der Front nur zwei Monate vor Kriegsende den Tod fand. Das gibt einem zu denken!

LONDON

Das Imperial War Museum hat im Jahr 2015 eine neue Dauerausstellung eröffnet und das Interesse war während der ersten Monate so groß, dass sich am Eingang lange Schlangen bildeten. Absolut kurzweilig wird man durch die vier Kriegsjahre geleitet. Aber es wäre nicht das IWM, wenn es nicht Partei für die eigene Nation ergreifen würde. Als Deutsche hatte ich pausenlos das Gefühl, mich entschuldigen zu müssen.

Für mich persönlich war es besonders schön, vergangenes Jahr während des Rememberance Days in Großbritannien zu sein. Das Volk hält das Andenken an die Soldaten immer noch hoch, sei es durch Installationen, dem überall gegenwärtigen Poppy-Verkaufs, gemeinsamen Frühstücksveranstaltungen, Spendensammlungen und Dokumentationen.

11th of November, 1918, 11 o’clock, the battlefields fell silent….and the Great War was finally over!

Since 2014 I was visiting many places, museums and former battlefields to get a clue of what happend 100 years ago. Why went things so wrong? Why was nobody stopping it earlier? With these questions in mind I tried to find an answer.

I didn´t find one, neither in Verdun nor in Ypern. Both places made me speechless, sad and angry in the same time. I´m lost for words when it comes to express my feelings properly. There are so many emotions, there is so much going on in your head while you walk along the graves in Verdun….

What I really like is that people in the UK are willing to remember the tragedy every single year! The Rememberance Day is a fixed date with many events taking place.

Last year I had the honour to be in Scotland in November. Of course I bought my poppy-pin and wore it with proud. The art installations at the Scots monument were impressing and the pictures I saw from this year´s events are even better. One church for example wove a net of as many poppis as there were dead soldiers. Or Ypern was asking for chairs from all places in the world who suffered losses in Belgium in WW1, to become part of a larger installation symbolising this immense loss. The significance also being that these chairs will make the same journey that was made in 1914-1918 by the people from that country, and, like those who were lost, they too will remain in Belgium.

It´s important for the future generations to commemorate so that never happens again.

Bildergebnis für In Flanders fields

2 Kommentare zu „www.brittahistorisiert.de

  1. Liebe Britta,
    danke für den Beitrag. Es ist sehr wichtig, den Opfern des ersten Weltkrieges zu gedenken. Dieser geht oft im Grauen des Zweiten Kriegs unter. In Großbritannien ist das Gedenken an den „großen“ Krieg viel präsenter als hier. Nichtsdestotrotz sollten die Opfer auf allen Seiten auch hier nicht vergessen werden. Besonders interessant, dass du Hinweise auf deine Familiengeschichte gefunden hast. Leider weiß ich dagegen sehr wenig über meine Urgroßeltern und ihre Generation. Ich mag deine Geschichtsbeiträge! 🙂

    Gefällt 1 Person

    1. Danke 😉 Als Lehrer kann man eben nicht aus seiner Haut 🤦‍♀️
      Familie: Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, da nachzuforschen. Es war eine große Aufregung, das herauszufinden!!!! So tragisch 😟

      Ich hab dir gerade privat eine Mail geschrieben, ich hoffe, sie kommt an.
      Grüße

      Gefällt 1 Person

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