Gleich zu Beginn: Ich habe kein ’schöne Haare‘-Bild für euch. 😕
Frage: Warum zahlt man Geld, um mit 500 Leuten gemeinsam zu wandern? Das habe ich mich schon länger gefragt und letzten Samstag wollte ich es einfach mal ausprobieren.
Dein Ostseewinterweg
Schon die Nacht vorher war kurz, denn immer wieder bin ich aufgewacht, hab mich hin- und hergedreht. Schließlich hat mich der Wecker um 7 Uhr aus dem Tiefschlaf gerissen und schnell ging es ans Fertigmachen. Waschen, anziehen, Regensachen und Snacks in den Rucksack rein und runter zum Frühstück.
Das große Buffet war an mich verschwendet, da ich eh ein schlechter Frühstücker bin und bei Aufregung bring ich schon dreimal nichts runter.
Ich machte mich auf den Weg zum Start in die Bad Doberaner Sporthalle, wo ich meine Startunterlagen abholte. Hier habe ich einige Leute getroffen, die ich schon online über Facebook und Instagram kennengelernt hatte. Man mag ja von den Social Medias halten was man will, aber das ist schon eine klasse Möglichkeit Gleichgesinnte kennenzulernen. Am Vorabend kam sogar ein 10er-Tisch beim Griechen zusammen. Super, wenn man nicht alleine essen muss!
Um 9 Uhr fiel der Startschuss und die knapp 500 Teilnehmer setzten sich in Bewegung.
Wir wanderten aus Bad Doberan heraus, wo uns gleich mal ein ca 15-minütiger Regenschauer ‚taufte‘. Zum Glück war das nur eine einzige Regenwolke und den restlichen Tag hatten wir bestes Wanderwetter.
Nach einer Stunde ging es endlich am Strand entlang. Die Aussicht war genial, so hatte ich mir das erhofft.
Nach genau 18km und drei Stunden Gehzeit standen meine Mitwanderin Stephi und ich am ersten Verpflegungspunkt. Da gab es ein großes Buffet mit belegten Brötchen, Suppe, kalten und heißen Getränken und Obst. Da bekam man wirklich was geboten. Leider hab ich mich beim Start weit hinten eingereiht und so musste ich lange anstehen für Kaffee und Bananen (das einzig vegane). Auf die Toilette habe ich verzichtet. Dennoch war ich ca. 35 Minuten dort, bevor es weiterging.
Richtung Warnemünde traf ich auf ‚Eisenmänner‘, die stolz den Ironman-Rucksack von Rügen trugen. Ich hab sie angequatscht, meinen Respekt für ihre Leistung gezollt und erfahren, dass sie aus Binz kamen und in der Staffel gestartet waren. Durch die kurzweiligen Gespräche kam Warnemünde sehr schnell und die zweite Verpflegungsstation auf einem Boot wartete bei Kilometer 27 auf uns.
Für mich hieß es Toilette, Kaffee, Bananen und weiter. Ich wollte mich nicht setzen, denn ich weiß, dass ich dann nur schwer wieder in Tritt komme.
Die nächsten Kilometer waren heftig. Der Weg führte an einer stark befahrenen Straße nach Rostock hinein, durch den Plattenbau hindurch und dann durchwegs an Landstraßen entlang! Fast immer geradeaus. Ich hatte das Gefühl, ich käme gar nicht voran.
Einzig die nette Unterhaltung mit einer Hamburgerin und ihrem Schwager war eine nette Abwechslung. Ich sehnte die Kilometerschilder heran und der Weg zog sich zwischen Kilometer 35 und 42 wie Kaugummi.
Endlich kam der lang ersehnte dritte Versorgungspunkt!!! Mein Wille war schwach, ich MUSSTE mich einfach setzen und die Beine hochlegen. Zudem war mir klar, dass 2 Bananen, 1 Becher Apfelschorle, 1 Becher Wasser und 2 Kaffee für 8h Wandern und 42km zu wenig waren. Ich kramte also meine schottische Wunderwaffe in Form von Oatcakes heraus, die ich komplett verputzte. Da es inzwischen dunkel wurde, suchte ich auch gleich meine Stirnlampe heraus.
Nur noch 8 Kilometer, das sollte doch machbar sein!
Ich stand auf…..und konnte fast nicht loslaufen. Ich schraubte meine Stöcke auf Länge und humpelte, stolperte ziemlich ungelenk den ersten Kilometer. Schließlich kam ich wieder in Tritt, der im Vergleich zu vorher sehr langsam war, und konzentrierte mich nur auf das Laufen: einen Schritt vor den anderen setzen. Der Kopf, der mich vorher absolut verfluchte für diese Aktion, war ausgeschalten. Ich wollte einfach nur ins Ziel kommen!
Und obwohl der Gegenwind immer heftiger wehte, erreichte ich es schließlich nach 9 Stunden und 45 Minuten, wovon ich 65 Minuten Pause machte.
Ich war total verblüfft von der Zeit, ich hatte mit 10 Stunden Laufzeit + 45 Minuten Pause gerechnet.
Das Gefühl im Ziel war unbeschreiblich. Gerade wenn man oft alleine wandert, hört man abends sehr selten, dass man super gelaufen ist und eine tolle Leistung gebracht hat. In der Halle einzulaufen, über den roten Teppich zu schreiten, durch das Tor zu gehen und dann eine Medaille zu bekommen – UNBESCHREIBLICH!
Während ich das Ziel-Bier trank und die Atmosphäre genoss, wartete ich noch auf andere Teilnehmer, die nach und nach eintrudelten.
Mein Fazit zu dem Tag und ob ich tatsächlich wieder vom Boden aufkam, erfahrt ihr im nächsten Blogbeitrag.😁
Ich finde diese weiten Strecken einfach nur bewundernswert. Für mich ist der Abschnitt bis zu deiner ersten Verpflegungsstation schon eine lange Wanderung! 😀.
Manchmal wüsste ich aber schon gern, ob ich nicht auch mehr schaffen könnte, wenn ich früher starten und den berühmten Müdigkeitspunkt überwinden würde. Asphalt ist mein Fußkiller. Dann werde ich immer langsamer, bis ich manchmal nur noch 3,4 km/h laufe (behauptet zumindest mein Garmin).
Gruß
Aurora
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Das dachte ich unterwegs auch immer: 18km klingt nach einem schön gemütlichen Wandertag 😁😂😁
Gleichzeitig unterschätzt man dann auch die ’nur noch 8km‘ am Schluss: Das sind dann auch noch immerhin 2h!!!!
Ich habe viele getroffen, die den Marsch als Übung für die 100k gemacht haben. Wenn ich mir vorstelle, dass das Ziel erst die halbe Wanderung gewesen wäre…..😢😮😥😖😨😰😱
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Genau!! Das wäre definitiv nichts für mich. Aber dir sage ich Hut ab und Glückwunsch!
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Vielen Dank! Das macht den MEGA-Muskelkater erträglicher 😊
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Super, Britta! Herzlichen Glückwunsch!
Wir hatten ja auch schon mal einige 40er, aber da kann ich nur sagen: Gelände, Gelände, Gelände! Wenn es halbwegs flach und der Weg trocken und eben sind, dann sind 40km gut möglich, aber 50 … alle Achtung! Echt cool! 🙂
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Dankeschön 😊 Es war zum Glück alles eben, also ‚leicht‘ zu laufen.
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Viel Asphalt? Wie Aurora schon beschrieb: Ist ein Hindernis!
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Es war sehr viel Asphalt!!!! Da es ja ein Wintermarsch war, mussten sie mit Schnee&Eis rechnen und haben so Wege gewählt, die geräumt werden können. Mit den frühlingshaften Temperaturen konnte ja keiner rechnen. Den Wind fand ich aber trotzdem unangenehm kalt.
Die Fußsohlen haben geglüht 😯😛😕
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Herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Wanderung. Alle Achtung – 50 Kilometer im Winter und mit viel Asphalt ist bestimmt megaanstrengend.
Meine Frau ist 2017 zusammen mit Freundinnen aus unserer Laufgruppe die 50 Kilometer im Sommer gewandert. Sie war auch begeistert und sehr stolz, da waren dann aber auch ein paar Anstiege dabei.
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Hut ab, Britta! Wie schön, dass ihr einigermassen gutes Wetter gehabt habt! 50 km würde ich nicht mehr bringen. Allerhöchstens 25 mit zwei langen Pausen.
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Also erst mal herzlichen Glückwunsch! Aber dass du die schönen Haare nicht mal von zu Hause aus nachlieferst… 😢😢😢 Ich bin schwer enttäuscht 🤣
Ehrlich, also solche Strecken würden mir wirklich keinen Spaß machen. Hut ab vor euch 500!!!
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Boah, der Wahnsinn, Britta! 50 km sind soooo weit! Kannst stolz auf dich sein.
Und es ist auch das ein oder andere wunderschöne Foto entstanden!
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Danke, es ist wirklich weit 😀😀😀
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