Reise nach Edinburgh

Nach der tollen Woche fiel uns der Abschied aus dem Thistle Camp schwer. Nach nur 3,5 Stunden hatte uns die Zivilisation in Edinburgh wieder.

Die Weihnachtsstimmung hier in der schottischen Hauptstadt ist spürbar. Viele Menschen drängen bereits mittags schon durch die Geschäftsstraßen.

Mein Lunch gibt es natürlich bei Hendersons – ich fühle mich schon als Stammgast.

 Es gibt im dazugehörigen Bistro einen Weihnachtsmarkt, aber vorher muss ich mein Gepäck ins Hostel tragen. 

Zurück im Bistro entpuppte sich der ‚Weihnachtsmarkt‘ als Tisch mit veganem Gebäck. Es war eine harte Entscheidung zwischen Florentinern, Lebkuchen….aber ich habe mich für traditionellen Mince Pies entschieden. Da ist kein Fleisch drin, auch wenn auf der Rückseite der Supermarkt-Pies ’40 Prozent Mincemeat‘ steht. Das ist eine Mischung aus Beeren und Nüsse, heißt nur ‚Fleisch‘!

Danach habe ich in der George Street festgestellt, dass die Beleuchtung hier viel bombastischer ist, die Stände aber die gleichen wie in Deutschland…..macht nichts, es ist GROßARTIG!

Die Bilder sind nicht bearbeitet. Von der einen Sekunde zur anderen ‚brannte‘ der Himmel über dem Dome.

NTS – Thistle Camp

Der National Trust for Scotland ist für mich eine der genialsten Vereinigungen. Hier wird Naturschutz mit Denkmalschutz und Archäologie verbunden. Deswegen findet man viele Naturschutzgebiete unter NTS-Verantwortung aber auch Schlösser und Burganlagen.

Vor allem die volunteer-Arbeit hat eine lange Tradition. Es gibt Stadt-Gruppen, die sich einmal im Monat zur Arbeit treffen. Daneben werden auch ‚Thistle Camps‘ ausgeschrieben, die als ‚working holidays‘ deklariert sind. 

Ende Dezember werden die neuen Camps veröffentlicht und dann hat man Zeit bis Mitte Januar, sich dafür zu bewerben.

Working-holidays

Für Menschen, die Land und Leute auf aktive Art und Weise kennenlernen wollen, ist das eine tolle Kombination. Die Preise sind je nach Camp verschieden, aber bewegen sich in der Regel zwischen 120 und 160£ für die Woche (Unterkunft, Verpflegung). 

Man übernachtet gemeinsam in einem Ferienhaus, jeder bekommt eine Aufgabe.  So bin ich beispielsweise für die Lunchbar zuständig, schneide also Tomaten klein, wasche Salat, schneide Käse, mache Eggmajonnaise, usw. Daneben kocht man auch einen Abend für alle. Es handelt sich meistens um typisch schottische Gerichte wie saussage-casserole, shepards-pie und Haggis, Neeps&Tatties. Zum Glück bin ich firm in letzterem, das habe ich heute gemeinsam mit Naomi und Alison für 11 Leute zubereitet – und der Haggis ist nicht explodiert 😊.  Wer nicht kocht, spült.

Es ist ein tolles Miteinander, es wird auf eine gute Mischung aus Alt und Jung und erfahrenen Campern und Neulingen geachtet. 

Das ist ist mein zweites Camp; mein ‚erstes Mal‘ war bei den Ben Lomond – Rangern, wo wir eine Hütte gebaut haben. Dieses Mal ist es ein Christmas-Camp. Wir bereiten Drum-Castle für das Hollyfest vor. 

Heute war ich im decoration-team. 

So schaut es aus, wenn die Castle-Leute

 die Kisten mir Dekoration vom Dachboden holen.

Wir haben die Einzelteile von 13 künstlichen Weihnachtsbäumen, die alle durcheinander waren, sortiert und zum Baum montiert. 

Nach der Lunch-Pause ging es für Marion, Barry und mich ans Platzieren und Dekorieren. 

Der Arbeitsplatz ist einmalig, normalerweise bewegt man sich ehrfurchtsvoll durch ein Schloss, ist leise und schaut sich die alten Möbel an. Hier wuchten wir sie mit weißen Handschuhen durch die Gegend. 

 Es ist wirklich was Besonderes.

‚Wichtiges‘ Update zum Unst bus shelter

Ohhhhh….aufregend! Für eine Nacht habe ich eine Mitbewohnerin im Zimmer, die schon schläft, während ich hier tippe! 

Eine ganz nette Frau von Unst. Sie hat mir mehr zur Bushaltestelle erzählt. Und natürlich kennt sie den briefschreibenden Jungen namens Bobby, der inzwischen ein erwachsener Mann ist, persönlich. 

Zum einen hat sie die auf Wikipedia fehlenden Jahresthemem ergänzt (2015 Puffins, 2016 Geografische Karten); ich hab das gleich in Wikipedia hineingehakt, zumindest versucht 😉! 

Zum anderen hat sie zugegeben, diesen Blumenschrank bemalt zu haben!!!! 

Deswegen will sie auch anonym bleiben und als ’seriöse Journalistin‘ schütze ich natürlich meine Quellen😂😂😂😂.
Die Idee/das Jahresthema kommt nach wie vor noch von Bobbys Mutter, nur ganz wenige werden eingeweiht und das auch nur, wenn sie die Dekoration zeitlich nicht alleine schafft. In einer Nacht- und Nebelaktion wird dekoriert. So ist es auch für die ‚Unster‘ (das Wort gibt es nicht, man nennt sie ‚Unst folk‘ – auch das hab ich sie gefragt😀) jedes Jahr eine Überraschung, wenn sie am Morgen dort zum ersten Mal vorbeifahren. Es bleibt auch die restliche Saison oft überraschend, wenn vor ihnen fahrende Touristen in ihren Leihautos plötzlich abbremsen, auf der Straße wenden oder einfach stehenbleiben.

Die Möbel werden extra gekauft, meist second hand. Nach einer Saison muss man fast alles entsorgen, weil es feucht ist; das geschieht im Herbst (da hatte ich ja großes Glück, dass ich sie noch sehen durfte!).

Die Themen sind nicht alle einfach aus der Luft gegriffen, sondern haben manchmal einen Bezug zu Bobby. Weil er mal eine Zeit lang in Afrika wohnte, entstand der ‚Tribute für Nelson Mandela‘. Und die ‚Geografischen Karten‘ im Jahre 2016 wurden durch Bobbys Hochzeit inspiriert! Er selbst ist weit gereist, seine Frau ist aus den Vereinigten Staaten, aber in Mexiko geboren. Eltern wie Schwiegereltern  reisen viel, beruflich wie privat. Und so hat man das Thema ‚Reisen‘ aufgegriffen. Was für ein schönes Hochzeitsgeschenk!!!!!!

Die Besucher kommen nicht nur nach Unst, um die Bushaltestelle zu sehen, sie lassen auch einige Dinge oder Nachrichten da. Diese werden sorgfältig von Bobbys Mutter in Kisten sortiert aufbewahrt – für jedes Jahr eine extra Kiste!

Ist das nicht eine tolle Sache? Ich liebe solche Geschichten 😀