Via Francigena: Gambassi Terme – San Gimignano

Als ich 14 Jahre alt war, führte mich ein Familienurlaub in diese Gegend. Ich konnte mich vage an die Städte erinnern. San Gimignano habe ich voller Menschen, mit vielen Türmen und Läden mit Wildschweinsalami in Erinnerung. Mal sehen, ob das stimmt.

Ich war letzte Nacht in einer Ferienwohnung, weshalb ich in der Früh sauber machen muss. Erst gegen 7.40 Uhr verlasse ich die Stadt.

Aufgrund der geplanten Stadtbesichtigung ist die Etappe mit 15 km und je 400 Höhenmeter hoch/runter kurz.

Es ist bedeckt und ich bin unsicher, ob die kurze Hose und das langärmlige Shirt die richtige Wahl sind. (Spoiler: Waren sie nicht!)

Schon beim Loslaufen sieht man das heutige Ziel mit seinen Türmen hinten im Nebel.

Würde ich die Autobahn nehmen, müsste ich 25 km weniger laufen:

Natürlich geht es abwechselnd wieder hoch und runter, leider die erste Stunde auf einer Straße. Einige Autos sind schon unterwegs.

Danach schlängelt sich der Weg durch eine unfassbar tolle ‚typische‘ Toskana-Landschaft: Olivenbäume, Weingüter, Zypressen in Reih und Glied, Weinberge.

Unter einer Wallfahrtskirche durch

Ein Mönchskloster taucht auf.

Nun ist es nicht mehr weit bis San Gimignano

– dafür aber gefährlich.

Der Weg führt 4-5km auf einer sehr stark befahrenen Straße; die Autos fahren ohne Rücksicht vorbei und ich muss immer wieder in die Büsche hüpfen oder mich an Mauern pressen. Das Schild steht zurecht da!!!!!

Die Stadt ist genau so, wie ich sie in Erinnerung hatte. Dank des Maifeiertags leider auch sehr, sehr, sehr voll 😥

Obwohl es nicht direkt kalt ist, friere ich in meiner verschwitzten Kleidung wie blöd. Dass ich mich auf einem Platz vor versammelter Mannschaft aus meiner kurzen Hose schäle und eine lange Hose aus dem Rucksack krame, macht es nur wenig besser.

Deswegen laufe ich die 2km zu meiner Unterkunft, dem Villagio Pellegrino, wo eine heiße Dusche mich wieder richtet. 😀

Via Francigena: San Miniato nach Gambassi Terme

Die Statistik sagt 24 km und knapp 400 Höhenmeter.

Das klingt nach dem gestrigen 29km wie ein Spaziergang.

Irrtum

Ich laufe morgens mit knurrendem Magen vom Hotel los. Gestern war Sonntag und aufgrund meiner superschlechten Organisation gab es den ganzen Tag nur Wasser zu trinken und eine einzige Birne zu essen. Überraschung, dass in Italien am Sonntag alles zu hat – zumindest in den Mini-Ortschaften, durch die ich gelaufen bin. 😣

Und so laufe ich zielgerichtet zum ersten Laden, wo ich zwei Bananen kaufe. Eine verdrücke ich sofort, die andere wird meine eiserne Reserve. Am Brunnen fülle ich noch schnell meine Flaschen auf, dann geht es los.

Arrividerci San Miniato

Auf einer Straße müssen die ersten Kilometer zurückgelegt werden, immer wieder geht es steil hoch und hinunter. Links brennt die Sonne gnadenlos herunter, rechts kommen Gewitterwolken immer näher.

Der Weg führt endlich von der Straße weg und ein wunderschöner Weg (inklusive Erdrutsch) schlängelt sich rechts, links, hoch, runter durch eine Bilderbuchlandschaft: So stellt man sich die Toskana vor 😀

Die Sonne macht mir zu schaffen und ich komme nicht recht in Tritt. Der Boden ist so trocken, die Risse sind riesig.

Nach einer Brunnenpause (Gesicht, Handgelenke, Beine erfrischen) sind die letzten 10 km in Sicht. In Sicht deswegen, weil Gambassi Terme auf 400 Metern liegt.

Motivation

Eine deutsche Mountainbikegruppe und ich spielen Fangen. Zuerst überholen sie mich, dann warten sie auf den letzten, währenddessen ziehe ich vorbei. Es geht steil den Berg hoch und ich bin schneller oben als drei Radler 😁 Das löst große Erheiterung bei der oben wartenden Gruppe aus. Sie jubeln mir zu und verspotten die Mountainbiker. Danach beginnt das Spiel von vorne 😉

Schließlich bin ich trotz all meiner Bemühungen die Letzte, die in Gambassi Terme ankommt. Bei 5km bergauf mit zwei flachen Stücken gewinnen die Radler dann doch.

Gambassi Terme

Das verschlafene Städtchen liegt wunderschön hier oben.

Buon Appetito

Ein Restaurant wirbt mit veganem Essen: Nudeln in Tomatensoße – Yeahhhh 😀 Nach 53 km in zwei Tagen verdrücke ich die Spaghetti in Lichtgeschwindigkeit.

Via Francigena: Lucca – Altopascio

Via Francigena

Der Pilgerweg führt von Canterbury nach Rom

und man folgt diesen Symbolen/Schildern:

Mein Ziel ist es, die Toskana zu Fuß zu durchqueren, also von Lucca nach Siena zu laufen. Das sind 150 km und ich habe sechs Tage fürs Laufen und Sightseeing (San Gimignano und Co) veranschlagt.

Sono pelegrina

Ich bin so aufgeregt! Pilgern ist so anders als wandern 😉

Lucca-Altopascio: 18,5 km, 15m hoch 14m runter

Schon als ich morgens gegen 8 Uhr durch die Porta Elisa schreite, merke ich den Unterschied. Vier Radfahrer überholen mich und rufen mir etwas zu. Ich erkenne das Symbol der Via Francigena auf ihren Fahrradtaschen und grüße zurück. Jetzt bin ich eine von ihnen 😉

Der zweite Unterschied ist definitiv die Strecke. Wanderwege verlaufen auf schönen Routen! Pilgerwege dagegen sind historisch gewachsen und so kann es schon passieren, dass man entlang von Straßen läuft.

Heute war so ein Abschnitt; aber das war nicht schlimm für mich, denn ich weiß, dass die nächsten Tage besser werden.

Ich überhole andere Wanderer, ein Pärchen und eine Vierergruppe.

In Capannori hole ich mir den ersten Stempel ab

und in Porcari steht eine schöne Kirche.

Nach drei Stunden habe ich nur noch 2km vor mir und ich beschließe, dass die nächste Bank im Schatten mir gehört.

Da sitzt zwar schon jemand, aber so habe ich während der Pause Unterhaltung. Riccardo ist aus Holland und plant schon seit Jahren, diesen Weg zu laufen. Er möchte an seinem 50.Geburtstag in Rom einlaufen, das ist am 27.Mai. Er wandert zum ersten Mal alleine und erzählt mir lachend, dass seine Mama ihn am liebsten tracken würde 😀

Wir laufen die letzten 20 Minuten gemeinsam und ich suche mein Hotel während er sich auf die Suche nach einem Teller Pasta macht.

Altopascio ist ein nettes Städtchen mit einem schönen Zentrum.

Später liege ich mit meinem Buch auf dem Dorfplatz neben den anderen Pilgern. Es ist schön, ein Teil einer Gruppe zu sein 😉