Wenn der Zweifel überwiegt…

….passiert etwas total Fantastisches!

Als ich heute beim Frühstück saß und überlegt habe, wann ich zum Check-In laufe, wo ich den Rucksack lagere und überhaupt und außerdem, kam es zum ersten tollen Ereignis des Tages. 

Ein Mann fragte nach den Weg zum Smyriline – Terminal und die Hotelfachangestellte deutete stumm auf mich.  So kam ich mit dem Australier Gary ins Gespräch, der das gleiche Boot nehmen wollte.

Dann war alles viel einfacher, weil wir gemeinsam diese Entscheidungen trafen.

Die 40 Minuten im Sturm zogen sich ewig hin, Gary wollte schon nach der Hälfte ein Taxi rufen, da er fürchtete zu erfrieren. Immerhin startete er letzten Mittwoch in Sydney bei 47 Grad PLUS! 

Schließlich schafften wir es zum Check-In, dachten wir. Aber die nette Dänin hatte gleich drei schlechte Nachrichten. Zum einen war der Fußgänger-Check-In nur über einen anderen Weg zu erreichen, sie kalkuliert mal 25 bis 30 Minuten ein. Zum anderen wird die Fähre nicht um 20 Uhr fahren, sondern erst um 1 Uhr nachts. Und drittens waren die Check-in – Zeiten falsch, wir sollten um 15 Uhr nochmal kommen.

Völlig frustriert wegen diesen Nachrichten kam die unerwartete Rettung: ein roter deutscher VW-Bus fuhr gerade aus dem Check-in wieder heraus. Ich stoppte den Bus, nein, stimmt nicht, denn wie sich später herausstellte, stoppten Ulli und Birgit freiwillig.  Sie sagten, sie hatten Mitleid mit uns und es war für sie klar, dass sie uns Gestrandete aufsammeln würden.  Und um diese Hilfsbereitschaft noch zu verdeutlichen: Sie mussten im Sturm ihren Bus komplett umbauen, also ihr Bett und den Tisch abbauen usw.

Und es kam noch besser: Der Plan war,  uns ihren Lieblingsort Skagen zu zeigen. Nach ca 0,1 Sekunde Bedenkzeit, ob ich lieber im verranzten Hotel lesen will oder einen tollen Ausflug machen will, haben Gary und ich zugesagt 😊.

Zuerst ging es zurück zum Hotel, um unsere Rucksäcke zu holen und dann plauderten wir im kuschlig warmen VW-Bus, der einen Batmobil gleicht, denn hier ist ALLES drin, was man sich wünscht bei einem Roadtrip, auf dem Weg zur nördlichsten Spitze Dänemarks.

Birgit und Ulli waren ganz aufgeregt, als sie uns von den tollen Farben vorschwärmten und der ‚Linie‘, welche von der zusammenklatschenden Wellen von Ost- und Nordsee geformt wird.

Dort angekommen peitschte der Sturm, der Sand landete in allen nicht von der Kleidung bedeckten Körperöffnungen und der Schaum von der Gischt flog wie Seifenblasen um uns herum.

Es war FANTASTISCH! Aufgrund der Windstärke war es fast unmöglich, ein nicht verwackeltes Bild zu machen – Sorry!  Aber es gibt zumindest eine Idee 😊 

Nach einem Kaffee im Bamsen-Museum, wo man doch tatsächlich auf Schaf- und Seehundfell sitzen musste (Grönland-Seehund, wie die Besitzerin stolz verkündete! 😦), 

haben uns unsere beiden Retterinnen bis direkt vors Terminal gefahren. Beim Check-in gab es gratis Kaffee und Marmeladenbrot, für die Unannehmlichkeiten.

Mit Marmeladenfinger öffne ich die Mails von der ersten Übernachtung in Seyðisfjörður. Nach sieben unbeantwortete Mails kommt die Nachricht, dass ich nur die Nächte bezahlen muss,  die ich auch tatsächlich dort verbringe und ich nach Ankunft Tag wie Nacht anrufen solle, sie würden mich zum Hotel fahren. YEAHHHH! 

Während ich das schreibe, sitze ich im Terminal, bin noch nicht auf der Fähre. Aber dieser Tag hat mich (wieder mal) gelehrt, dass es ganz viele liebe Menschen gibt, die anderen in der Not völlig uneigennützig helfen. Ich fühle mich nicht allein und verloren, sondern bin Teil einer Vierer-Gang! 

So Island, JETZT bin ich bereit für alle tollen Sachen, die passieren werden, mein Bauchgefühl stimmt wieder und ich blicke zuversichtlich auf die nächsten 5 Wochen! Sorry, dass ich kurzfristig ins Zweifeln kam 😉

Wellen-Beobachter…

….wäre ein toller Job für mich

Und ich wäre so gut darin! Heute Nachmittag war das meine Hauptbeschäftigung 😊

Programm: West Mainland erkunden

Heute war ich typisch englisch unterwegs; meiner Meinung nach geht es gar nicht englischer.  Denn gleich zwei Mal habe ich es ‚getan‘.

Schon in Cornwall sind mir all die Menschen in parkenden Autos aufgefallen, die mit Blick auf Meer parken und dann im Auto essen, Pause machen, Radio hören, Zeitschriften lesen oder einfach schlafen. Das machen Rentner genauso gerne wie Berufstätige in ihrer Mittagspause.

Und so gab es mein Frühstück mit dem Blick auf die Standing Stones von Stennes. 

Das Wasser habe ich in der Thermoskanne mitgebracht, den milchfreien Porridge gab es bei Tesco, Banane hineinzerquetscht und fertig ist das Frühstück mit Blick (okay, es hat geregnet, also eher ein theoretischer Blick).

Obwohl der Steinkreis frei zugänglich ist, wird er dennoch bewacht. Zwei Schafe (die auf den ersten Blick irgendwie wie Kälbchen aussahen und eins versteckte sich hinter einem Stein) und eine Robbe achten darauf, dass keiner etwas kaputt macht.

Dann ging es zu einem steinzeitlichen Haus. 

Wieder ein Standing Stone

und nochmal ein berühmter Steinkreis, der Ring of Brodgar.

Anschließend ging es nach Skara Brae, für mich das Highlight auf Orkney. Der ‚rote Bruder‘ von meinem Mietwagen war schon vor mir da.

Zuerst bin ich am Visitor-Center vorbei zum Strand gelaufen, weil die Wellen meterhoch waren und mit einem lauten Krachen und Donnern gebrochen sind. Was für ein Spektakel. Den Robben machen die Wellen nichts aus, die lassen sich herumwirbeln.

Nachdem ich fertig mit Schauen war, habe ich die sehr moderne und interaktive Ausstellung besucht, danach die Replik eines Hauses

und schließlich die Original – Siedlung.

Hat schon etwas vom Auenland (Hobbits). 

Der Herr im Visitor-Center hat mir beim Verabschieden und dem kurzen Gespräch über fantastische Wellen den Brough of Birsay im Norden empfohlen. Und statt nach Süden steuer ich den Island-Flitzer nun gen Norden – Pläne sind zum Ändern da! Bevor ich die Küste erkunde, gibt es noch Lunch auf Englisch….also Sandwich im Auto mit Blick auf Wellen (Keine Ahnung, warum das Bild auf der Seite liegt 😡).

Eine kurze Klippenwanderung folgt und die Wellen sind mega: meterhoch und es gibt immer einen kurzen Moment, in dem die Farbe ins Hellblaue und Türkisfarbene wechselt. Die Kraft des Wassers ist beeindruckend, atemberaubend und einschüchternd zugleich. Mir weht es fast den Bommel von der Mütze!!!!!

Leider kann ich keine Videos hier hochladen, aber ich werde es bei Facebook versuchen.

Als ich mein Autolein (es ist wirklich winzig) am Hostel parke, sehe ich das im Rückspiegel. Also schnell raus und Foto gemacht:

Abends wurde es nochmal richtig aufregend. Der Aurora Borealis -Alarm auf meinem Handy schlug an und so hüpfte ich ins Auto und fuhr hinaus aus der Stadt in die Dunkelheit zu den Standing Stones. Kurz nach mir brausen drei weitere Autos heran und es stiegen Männer mit Kamera und Stativ aus. Einer von ihnen war Fotograf und erklärte mir geduldig, wie man seine Kamera einstellen muss, um das grüne Licht einzufangen. Mit meinem Handy war das leider nicht möglich, ich habe nur schwarze Bilder. Trotzdem war es eine tolle Überraschung und ein atemberaubendes Erlebnis. 

An alle Outlander-Fans: Es ist natürlich EHRENSACHE, dass ich auch diese Steinkreise ‚ausprobiert‘ habe. Ich hatte sogar alle für mich lebenswichtigen Medikamente in der Jackentasche – better prepared than sorry! Aber…..auch diese Steinkreise waren kaputt 😬 Jetzt habe ich fast alle Steinkreise in Schottland durch. Bisher war meine Theorie, dass ich es zum falschen Zeitpunkt versucht habe. Da Samhain aber erst eine Woche her ist, müsste es eigentlich laut Buch funktionieren. Hat Diana Gabaldon das etwa erfunden????? Gibt es in Wahrheit gar keinen ‚Jamie‘???? 😲  
Das kann ja gar nicht sein 😉